Sonntag, 4. März 2012

Dr. Russell Barkley und seine ADS-Welt

Dr. Russell Barkley
Hier ist seine Webseite, von Google auf Deutsch übersetzt.
Sein Buch für Erwachsene
Dr. Barkley wird von vielen Diagnostikern, Therapeuten und Betroffenen geschätzt.
Leider hält er meiner Meinung nach ADSler für krank.
OK, für die Krankenkassen sind sie das auch, wenn auch erst oft durch ihre Begleiterkrankungen.

Ich möchte hier auf 3 seiner Punkte eingehen. Allerdings kann es sein, dass ich einiges falsch verstanden habe oder falsch aufgefasst. Auch habe ich natürlich meine eigene (ADS-geprägte) Sicht der Dinge.

Intentions-Defizit
Dr. Barkley hält das ADS nicht für ein Aufmerksamkeits-Defizit, sondern für ein Defizit im zeitlichen Sehen, im Sinne der Absicht.
Seiner Meinung nach kann der ADSler nur in der Gegenwart leben, sieht also nicht wirklich, was morgen oder in einem Jahr für ihn wichtig wäre. Er kann also schlecht vorausplanen, hat deshalb auch keine Motivation dazu.
Wenn jedoch das Ereignis direkt vor seiner Nase steht, dann aktiviert der ADSler alle seine Fähigkeiten (oder eben auch nicht nicht so gut ausgebildeten Fähigkeiten) und versucht mit dem Ereignis klar zu kommen.
Ich persönlich habe das zur hohen Kunst erhoben, wie viele andere Trouble-Shooter auch.
Egal wo ich bin, ich glänze vor allem durch spontane Reaktionen, Hilfen, durch Kaltblütigkeit wo andere durchdrehen.
Deshalb bin ich nicht ganz Barkley's Meinung, dass wir "schwer krank" sind. Aber wir haben ein ganz starkes Defizit.
Wir sind "Kurzsichtig".
Aber wir dürfen nie vergessen, dass wir kompensieren können. So wie Kurzsichtige oder Blinde andere Körperteile aktivieren können, besser hören, riechen - so kann ein ADSler gewisse Dinge besser als nicht betroffene Menschen, lineare Menschen. Ich würde von mir behaupten, dass ich vieles besser kann als andere. Und das ganz klar, wegen meinem ADS!!! Denn sonst würde ich gemütlich meine Abende vor dem Fernseher verbringen und von irgendwelchen Ferien träumen und nicht voller innerer Unruhe den Abend vor dem PC verbringen und meine Reisen/Pläne auch durchziehen. Habe ich euch schon gesagt, dass ich in über 55 Ländern war? u.s.w.

Verbindung Wissen - Aktion (Motivations-Defizit)
 Das ist interessant. Jahrelang habe ich versucht Wissen und Können zu erwerben. Ich dachte, wenn ich das und das kann, dann werden mich die Menschen lieben. Leider taten sie das nicht. (Erst als ich lernte zu lachen und mal einen Witz zu machen und das Leben etwas von der leichteren Seite nahm).
Dr. Barkley erklärt, dass das "Wissen" im hinteren Teil des Gehirns angesiedelt ist, während die Handlung im vorderen Hirnlappen (ADS-Problematik) wohnt. So ist es mir oft unmöglich spontan mein Wissen abzurufen, es einzusetzen. Was dann negative Reaktionen meines Gegenübers hervorruft.
Am besten kann ich noch "instinktiv" etwas richtig machen.
Jemand (Rossi oder Winkler) sagte, dass ein ADSler nicht lernen kann. Also wohl nicht aus Fehlern lernen kann.
Ich habe mal einen IQ-Test gemacht und war recht gut. Hatte allerdings eine Aufgabe überhaupt nicht verstanden. Habe mir danach diese Aufgabe erklären lassen und den Test noch einmal gemacht. Jetzt war ich bedeutend schlechter!
Was hiess, dass ich instinktiv und spontan das erste Mal besser abgeschnitten hatte, auch wenn ich damals ca. 1/5 des Tests "raten" musste.

Hyperfokus 
Dr. Barkley sagt auch, dass man keinen Hyperfokus hat, sondern einfach nicht/schlecht aufhören könne.
Hm.. ja, da hat er wohl recht. Wenn man das dann noch mit dem Zeitdruck in Verbindung bringt, dann versteht man, warum ich oft spät abends eine Arbeit beginne und erst frühmorgens mich davon losreissen kann. Ich bin also nicht faul (wie man uns ADSlern immer vorwirft) sondern muss darauf achtgeben, wann und unter welchen Umständen ich eine Arbeit erledige. Fruchtbar wird das Leben erst dann, wenn eine ADSler frei ist sich das Leben so einzuteilen, dass er von seinen Fähigkeiten profitieren kann und sich nicht damit abmüht ein Normalleben zu führen.
Oder er lernt ein Normalleben führen, indem er lernt aufzuhören, bzw. gezielt sein Können einzusetzen.


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