Donnerstag, 29. August 2019

Adrenalin-Junkie und Adrenalin-Saver

Hyperaktive ADSler neigen dazu Adrenalin-Junkies zu sein, während die Träumer ihr Adrenalin lieber aufsparen und schützen.
Was heisst das konkret?
In meinem Fall heisst das, dass ich immer wieder einen Kick brauche. Sonst funktioniere ich nicht richtig oder fühle mich tot.
Angst: Kenne ich nicht wirklich. Mut? Habe ich nicht. Einfach Augen zu und durch. Angst habe ich eigentlich nur, wenn ein Chef auf mich zukommt und wieder was zu meckern hat. Oder auf einer Party mit 100 Menschen. Aber in der Steilwand oder in unbekannten Gegenden? Kein Problem.. da beginne ich erst richtig zu leben.

Mein Mann hingegen spart sich sein Adrenalin lieber auf. Er vermeidet nach Möglichkeit es zu benutzen.

Wir haben also ein gemeinsames Problem (nämlich das ADS), gehen jedoch völlig gegensätzlich damit um. Ich produziere Adrenalin, er spart es sich auf.

Im Alltag heisst das, dass wir beide zwar gerne unterwegs sind, dass ich lieber weiter weg reise, gerne unsicher - er hingegen lieber ums Haus herum reist, möglichst mit allen Sicherheiten. Also fahre ich das Auto und er sitzt daneben und liest mir die Geschwindigkeitslimiten vor *seufz

Grundsätzlich kann man damit leben, aber wir sind jetzt pensioniert worden. Und ich sage euch, das funktioniert nicht. Ich habe mich entwickelt, gelernt, er vergisst alles Neue sofort und ignoriert es.

Ja... ich werde euch auf dem Laufenden halten... aber ich denke, ich gehe zuerst mal auf Weltreise - allein..

Nachtrag: Ja, ich habe die Weltreise gemacht und es unendlich genossen. Meinem Mann ging es gut inzwischen, wir waren immer in Kontakt. Danach ging es auch noch einige Wochen gut, bis dann ein Ereignis auftrat, was ihn unendlich stresste. Danach erkrankte er an einer Angststörung. Anscheinend hatte er eine Depression (ich vermute eben ADS-bedingt). Im Nachhinein merke ich jetzt, dass sich da schon länger etwas aufgebaut hat. Schon vor seiner Pensionierung. Aber danach wurde es wohl schlimmer. Ich wollte deshalb nur noch weg und er nur noch Sicherheit. Nehmt also depressive Stimmungen ernst und lasst euch behandeln. Er hat das immer abgelehnt und die Aerzte fanden nichts besorgniserregendes!