Montag, 8. Dezember 2014

Zuhören

Was passiert beim Zuhören?

Beim Zuhören beim Chef? Freundin? Ehemann?

Es gibt jeweils schnell einen Punkt, wo man etwas entgegnen möchte, etwas beifügen oder kommentieren.
Und genau ab diesem Punkt kann man nicht mehr richtig zuhören. Ich bin eigentlich ein guter Zuhörer, aber kommt so ein Punkt und ich kann/darf nichts sagen, dann fällt es mir unendlich schwer weiter genau so aufmerksam zuzuhören. Ritalin und Konsorten helfen da enorm um still zu bleiben und dem Gegenüber nicht ständig in die Rede zu fallen.

Ich höre also meinem Chef zu: "Telefoniere dorthin und frage nach xy".
Und genau ab da bin ich in Gedanken schon dabei zu telefonieren. Sagt er nun noch, dass ich diesen Brief kopieren und wegschicken soll, wirds für mich schon schwierig. Ich reisse mich also vom Gedanken an das Telefon los und lege den Brief auf den Kopierer (Gedankenstütze).
Nun geht der Chef weg, ruft aber noch über die Schulter zurück, ich solle noch das und das machen.

Genau jetzt ist der Punkt gekommen, wo ich spätestens aufschreiben muss.
Eigentlich sollte ich schon bei der ersten Aufgabe aufschreiben, was mir dann aber äusserst irritierende Blicke sichert. Denn der Chef weiss ja, dass er nur eine Aufgabe anordnet.

Ich fühle mich also blöd, möchte nicht dumm dastehen und schreibe nicht auf. Und spätestens bei Punkt 3 und 4 kann ich mich nicht mehr an die Details erinnern von Auftrag 1 und 2.
Und dann vergesse ich was oder muss nachfragen. Oder habe etwas falsch aufgefasst. Peinlich.

Unterwegs mit einer Freundin kann man nicht aufschreiben, da möchte man gerne kommentieren und ihr in die Rede fallen. Ist für 1-2x auch ok, wird aber spätestens bei jedem 2. Satz unangenehm.

Bei einem Vortrag/Gruppe kann man kurz die Hand aufstrecken und somit anzeigen, dass man einen Einwurf/Frage hätte. So kann der Leiter in Ruhe seinen angefangenen Satz zu Ende sprechen und dann nachfragen, was ich möchte.

Das geht meist recht gut. Habe mich aber da auch mit Medis besser in der Hand. Allerdings sollte man ja das wirklich trainieren, dass man nicht immer gleich dazwischen quatscht. Es geht auch wirklich das zu trainieren - kann aber Jahre dauern.

Ehemann: Solange man keinen Aerger provoziert, sollte man das mit dem Mann regeln können. Ihm die Situation erklären und ihn bitten das zu aktzeptieren. Und er soll es halt sagen, wenn er difinitiv genug hat, dass man immer kommentiert. Allerdings bin ich hier am Punkt, wo ich sehr versuche mir anzutrainieren, dass ich ihm länger still zuhöre und die Fragen in Stichworten auf einen Zettel schreibe und nach seinem Vortrag dann eine nach der anderen durchdiskutiere.

Im Endeffekt bin ich aber so schnell in meinen Gedanken und die Gedanken schiessen so ungefiltert durch mein Hirn, dass es eher unangenehm ist zuzuhören. Des halb führe ich oft mit meinem eigenen Ich Selbstgespräche und diskutiere etwas aus.
In der ersten Runde dieser Gespräche komme ich von Pontius zu Pilatus, in der zweiten Runde geht es schon besser und in der Endrunde kann ich alles in einem Satz abhandeln. Es ist auch interessant, wie gut ich das kann. Ich komme so auf Ideen, auf die ich "alleine" nicht gekommen wäre und das Gespräch nimmt oft unerwartete Wendungen.

Auch eine gute Sache ist sich in Briefen/Mails auszutauschen oder in einer Chatfunktion. Da kann man Einwürfe machen ohne den anderen in seinem Gedankenfluss zu stören. Ein Hoch auf die modernen Zeiten!