Samstag, 31. März 2012

Die ideale Coaching-Lösung

Letzthin wurde professionelles Coaching diskutiert und man kam auf die gleichen Schlüsse wie ich.

Ein ADSler öffnet nicht gerne seine Wohnungstür einem Fremden (weil Riesenpuff) und hat nicht das Geld einen Coach zu bezahlen. Ist der Coach weg, dann wird nichts mehr getan. Eine Nanny wird als bedrohend, als bemutternd empfunden, als herablassend (habe da letzthin ein bitterböses Mail bekommen *seufz).

Ideal habe ich folgende Lösung empfunden:
Eine ADSler-Freundin und ich haben zusammen ein Abkommen getroffen.
Wir coachen uns gegenseitig!
Da werden zuerst einmal einige kleine Ziele definiert.
Dann wird die Medikation überwacht (schriftlich, alle halbe Stunde)

Wenn das funktioniert, definiert man grössere Ziele.

Diese Coaching-Stunden werden immer angesprochen.

Also: du hast da angesprochen, dass du folgendes Problem hast. Möchtest du einfach dich darüber beklagen, oder wollen wir das auf Coaching-Ebene angehen?

Das Ganze sollte immer gegenseitig sein, also sollten beide Probleme melden, auch dem anderen die Chance lassen coachen zu dürfen. ADS-ler haben ja ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden.

Das kommt erstens gratis, zweitens erhält man sich so seinen Stolz.

Gibt es ernsthafte Probleme, wendet man sich an seinen Therapeuten und lässt sich beraten, wie man sich weiter verhalten soll.
Ein Therapeut könnte auch eine solche Coaching-Partnerin zum Gespräch bitten und sie einbeziehen, damit sie den genauen Wortlaut einer Abmachung kennt, die der Therapeut mit seiner Patientin hat. So kann sie unterstützend wirken.

Man sieht ja den Balken im eigenen Auge nicht, aber den Splitter im  Auge des Gegenübers.

Sprich: ADSler können super organiseren.. aber besser den anderen als sich selber. Macht man das gegenseitig ist beiden geholfen.


Das funktioniert sogar bei meinem Mann so. Ich sehe doch überall seine Zeitungen rumliegen und er meine Gläser. Also.. räumen wir einfach dem anderen seinen Dreck weg.. das machen wir viel lieber als den eigenen Dreck - der stört uns nämlich viel weniger.

Freitag, 30. März 2012

Verändern? alles falsch?

Wenn ihr denkt, ihr macht alles falsch...

Dann macht mal eine Liste mit den Dingen, die ihr in letzter Zeit so gemacht habt.

Das was ihr ändern könnt, das schaut ihr genauer an und versucht es für die Zukunft zu verändern, zu verbessern. Ev. sucht ihr die entsprechenden Personen, die euch dabei behilflich sein können.

Donnerstag, 29. März 2012

Coaching - Erinnerungshilfen im Job

Während ich im Job eine Arbeit erledige fliesst mir oft ein Gedanke durch den Kopf: Du musst noch den Briefkasten leeren...
Mache ich das nicht sofort, dann vergesse ich es. Nun ist das aber kein Arbeiten, wenn man von der einen Arbeit zur nächsten hüpft und nichts fertig macht.
Deshalb greife ich nach links und lege nur den Briefkastenschlüssel bereit. So kann ich beruhigt weiterarbeiten. Wenn ich fertig bin, sehe ich den Schlüssel und gehe automatisch zum Briefkasten.

Mit den Jahren habe ich mir so ein funktionierendes System von kleinen Hilfen bereitgestellt.
Wer mehr braucht, der bastelt sich was und trägts in der Tasche mit sich. Oder schreibts auf.
Bei Gelegenheit - wenn einem eben genau dieser Gedanke für eine Milisekunde durch den Kopf schiesst - legt man den passenden Gegenstand bereit.

Meine Gegenstände sind im Job:
  • Briefkastenschlüssel (falls ich morgens arbeiten muss, meist arbeite ich dort nur nachmittags)
  • Papierkorb von rechts nach links stellen (am Entleerungstag)
  • Wichtiges fürs nach Hause nehmen in die Schuhe legen
  • Gewisse Gegenstände mehrfach haben, so dass man einen Gegenstand schon dorthin geben kann wo er hin muss (Schürze in die Wäsche)
  • Meine Uhr vibriert wenn ich Tabletten einnehmen muss oder den Beantworter einschalten muss
  • Gewisse Gegenstände nur einmal haben, so dass man ohne sie gar nichts unternehmen kann (neu Brille)
  • Dann halt die Post-it, die ich wirklich reichlich verwende und sehr respektiere

Wichtig ist auch das Vorarbeiten.
Also wenn man eine Sekunde Zeit hat und denkt, man kann jetzt etwas verschnaufen, vorher eine Runde durch die Räume gehen und schauen ob alles erledigt und in Ordnung ist. Und nicht erst auf den letzten Drücker merken, dass man eben den Abfall noch hätte entsorgen müssen.. die Blumen weg müssen und.. und.. dann vergiss man garantiert den Beantworter!




Hyperaktiv, Hypoaktiv, Strukturiert

Es ist ja so, dass der ADSler ein Problem mit der Dopamin-Verarbeitung hat. Er hat also zu wenig davon zur Verfügung, grob gesagt.

Der Hyperaktive versucht durch Bewegung mehr davon zu produzieren (was ja auch dem Diabetiker gelingt, der durch Bewegung mehr Insulin produziert). Nur ist das nicht so gerne gesehen, besonders in der Schule nicht. Beim Marathonläufer schon eher.

Der Hypoaktive versucht sein Dopamin zu schonen (was ja auch dem Diabetiker gelingt, der weniger isst), fällt dadurch weniger auf in der Schule, aber wenn später Leistung gefordert wird kann er nicht liefern.

Der Strukturierte versucht sein Leben zu strukturieren (was ja auch dem Diabetiker gelingt, der gezielt Diät hält), so dass er mit möglichst wenig Aufwand und Energie möglichst effizient funktionieren kann. Zu der Sorte gehöre ich meistens. Frau Lynn Weiss hat in ihrem Buch: ADS im Job das sehr gut beschrieben.

Der Mischtyp. Zu dem gehört man wohl immer mal wieder.. mal ist man unruhig, mal ist man verträumt.

Die Kernaussage ist: Allen FEHLT Dopamin!
Wer mph zu sich nimmt, der ersetzt das. Er ist jetzt in dem Zustand, wo er merkt wie sein NORMALZUSTAND wäre!

Der ADSler ist also ohne mph nicht im Normalzustand.
Wenn eine ADSler-Freundin von mir sagt: Ach, manchmal nehme ich am Nachmittag kein ........ mehr, dann will ich wieder sein wie ich bin, dann muss ich ihr sagen, dass das nicht stimmt.
Sie ist dann nicht wie sie ist, sondern sie ist dann im unterversorgten Zustand.

Nun gibt es Menschen, die kein mph (Ritalin und Co.) nehmen möchten.
OK, das gibt es oder sie vertragen es nicht oder es wirkt nicht.
Man kann eben - es produzieren, es schonen, sich strukturieren - der Therapeut wird helfen, dass man nicht durchdreht, dass man sein Selbstvertrauen nicht verliert, keine Begleiterkrankungen bekommt, sich ein Leben, also eine Umgebung aufbauen kann wo man damit leben kann.

Grundsätzlich ist es aber so, dass auch wenn ein ADSler mph nimmt, dass er erst an dem Punkt ist, wo er eben weiss wie sein Normalzustand wäre. Jetzt ist harte Arbeit gefragt sich das Leben so einzurichten, dass man diesen Normalzustand auch aufrechterhalten kann. Zur Not auch ohne mph. Die Macht der Gewohnheit!

Hier wieder das Beispiel der Brille: mph ist eine Brille. Man sieht damit klarer. Wer den Weg klarer sieht, der kann ihn besser gehen. Aber gehen muss er selber.. und ev. sogar lernen zu gehen.. (und man kann ihn auch gehen ohne Brille, aber es tut weh).

Montag, 26. März 2012

Der Notfall

Gestern die klassische Situation: ein Mensch in Lebensgefahr!

2 ADSler und 15 Normalmenschen an der Unfallstelle.

Ich wurde nach ca. einer Stunde dazugerufen. Ich habe logischerweise angenommen, man hat alles Nötige unternommen, Hilfe angefordert, Materialsuche organisiert.

Die andere ADSlerin ist voll an der Arbeit, in wildem und blindem Aktionismus, ohne Handschuhe, liegt voll im Dreck. Der Rest steht um den in einer Lehmgrube Abgesoffenen herum. Ich stelle mich dazu und schaue mir in Ruhe die Situation an und überlege was zu tun ist, nerve dann natürlich mit gutgemeinten Ratschlägen.
Leider frage ich nicht was schon getan wurde!
Hier lag mein Fehler. Ich frage immer viel zu wenig. Wenn ich neu zu einer Unfallstelle komme, dann agiere ich souverän und problemlos. Aber später, da ist es mein Manko, dass ich zu wenig nachfrage.

Es wurde nämlich fast nichts unternommen! Ausser blind losgegraben und etwas unterstützt mit Aesten.

Als ich dann die Uebersicht bekam und die Chance etwas zu tun, begann ich etwas Platz zu schaffen für die Arbeitenden und einen trockenen/standfesten Untergrund zu organisieren. Dann gings dann mit etwas Unterstützung recht schnell und wir bekamen den Mann  aus der Lehmgrube heraus.

Fazit: ADSler legen gerne mit dem Nächstliegenden los, nämlich der Handarbeit. Lieber erst die Situation abchecken und organisieren. Dann delegieren! Wer holt was, wer organisiert wen. Und wer später dazukommt, soll fragen was schon organisiert wurde und nicht "gute" Ratschläge geben.

Mittwoch, 21. März 2012

Coaching - 100 Projekte

Viele ADSler haben 100 Projekte am laufen.

Wichtig ist, sich auf wenige Projekte zu beschränken, die man dann gut unter Kontrolle haben kann.
Heute morgen habe ich die Wattestäbchen für die Ohren angeschaut und war überfordert. Muss ich jetzt nachkaufen oder nicht?
So einfach ist das...
Unter guten Bedingungen kann man diese Dinge problemlos unter Kontrolle halten, aber wenn man das nächste Projekt angefangen hat, dann wird es auf einmal nicht mehr wichtig und gerät aus dem Fokus.

Hier muss man ansetzen. Ideal ist auch, wenn jemand hier mithelfen kann. Wenn nicht, dann bestimmt man sich einen günstigen Zeitpunkt wo man versucht einige der angefangenen Projekte zu einem Abschluss zu bringen und einige der laufenden Projekte weiter zu treiben.
Der ideale Zeitpunkt ist für mich meist in einer halben Stunde.

Schweifender Blick in die Runde: was muss ich einkaufen? ah.. Wattestäbchen...
Was kann ich endlich wegwerfen? Sprich: welche Projekte sind endgültig gestorben?

Hier ist wieder ein schwieriger Punkt für ADSler. Viele sind extrem emotionell und können sich von gar nichts trennen. Das erinnert mich an Vater/Mutter/Hans/Maria!
Ja, tut es.. und es nimmt euch die Luft zum Atmen!!!

Es blockiert euch!

Heute morgen fiel mein Blick auf eine Ecke in der angefangene Projekte sind (aktuelles Projekt: Kissen) und diese Ecke brauche ich nicht wirklich. Ich habe Platz. Aber mein Blick fiel darauf und wurde nachdenklich. Ich würde gerne gewisse Dinge auslagern.. Kinderbücher zum Beispiel, Kissen, Teppiche.. aber, aus den Augen aus dem Sinn. Und dann kauft man wieder neu nach. Und ich mag diese Liste nicht immer im Kopf behalten.

Hm.. soll ich das alles  auf die Winde versorgen und nur ein Foto davon hier behalten? Keine schlechte Idee! Visuell geht immer besser... Ein Foto meiner Projekte, meiner Gegenstände, meiner Habe.

Das werde ich machen und euch dann erzählen obs funktioniert. Oder ihr erzählt mir?

Donnerstag, 15. März 2012

Töricht

Ja...leider..
Das ist das Wort, welches für mich zutrifft.
Ich bin nicht dumm, nicht blöd, nicht ungebildet. Ich bin schlicht töricht.
Da nützen mir alle positiv belegten Adjektive nichts. Intelligent, gebildet, nett.

Nichts - denn im dümmsten Augenblick merke ich, dass ich mich töricht verhalte. Die Normalmenschen tun das nicht. Selten.. anders...
Aber ich.. stets.. sogar unter mph. Siehe das vorangehende Coaching. Wie oft haben mir die richtigen Worte gefehlt. Wie oft war eine Information nicht abrufbereit. Wie oft war Wissen nicht abrufbereit. Wie oft habe ich etwas versprochen und konnte es nicht halten.

Das tut weh...

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

Mein Wahlspruch. Jeden Stolz kann man sich gleich ans Bein streichen! Stolz ist nicht als ADSler. Weil man über jeden Stein stolpert.
Ich habe zwar keine Depressionen. Aber ich kanns verstehen, dass man welche entwickelt. ...jedes Fettnäpfchen... *seufz
Eine Strichliste meiner Vergesslichkeiten ist so lang, dass man eine Wand tapezieren könnte.
Der einzige Vorteil, den ich habe ist: Das Schicksal hält zu mir! Eine Herde hinter mir her hechelnder Schutzengel hält zu mir!
Und so ist alles gar nicht so schlimm. Es kommt sogar gut..

Leider weiss ich es aber.. das was ich alles vergessen habe.. da wo ich mich überall töricht verhalten habe, wenn es ev. auch das Gegenüber nicht bemerkt hat oder es mich nicht bemerken liess, dass er es bemerkt hat..


Coaching - Vordenken, Spontanität? Stoppersätze

Eines der grossen Probleme war das "Spontan sein".
Mir fiel jahrelang nie das Passende ein, die passende Antwort, Entgegnung.
Dann vor dem Einschlafen habe ich jahrelang versucht das richtige Wort zu finden.

Heute mache ich das so, dass ich es mir jetzt aufschreibe. Ich schreibe mir also die Entgegnungen auf, die Sätze, Wörter, Handlungsweisen - die ich spontan hätte anwenden sollen.
Das Leben ist ja lang und inzwischen kam dann immer mal wieder die Gelegenheit um diese ausgefeilten Antworten anzuwenden.
Das tönt jetzt alles etwas seltsam? wirr?
Aber es ist halt extrem bemühend, wenn man wie der Esel am Berg steht und zu blöd ist das richtige Wort zu finden. ADS ist ja ein Problem der Verbindung von Wissen und Spontan anwenden.

Ideal sind auch Witze. Immer was bereit halten! Oder einfach lachen.. hilft super. Entspannt.

Ideal sind auch Stopper-Sätze.
Dazu habe ich einmal eine Liste idealer Stopper-Sätze gelesen. Wohl in einem Buch, denn im Internet finde ich sie nicht mehr.
Stellt euch vor, jemand macht einen Witz auf eure Kosten, fragt euch etwas Unangenehmes, nervt euch oder sonst was....
Ihr habt keine passende Antwort sondern würdet das Gespräch lieber abbrechen.

Dann stoppt man das Gegenüber eben mit einem Stopper-Satz:

Interessant!
Was du nicht sagst!
Kannst du mir das genauer erklären?
Wie meinst du das genau?
Bist du sicher?
Sag mal.. was hast du da am Auge?/Ohr? Haar?
... Moment.. das Handy vibriert...
au!... was sticht mich gerade am Fuss?
...Hustanfall... ja.. du hast recht.. ja.. hust.. Moment.. hust.. ja.. sicher.. hust.. Moment...

Müssig zu sagen, dass die Normalmenschen euch so abstoppen, wenn ihr zu eurem Sprechdurchfall  ansetzt. Achtet einmal darauf, welche Methoden sie benutzen, welche Sätze. Dann das aufschreiben.

Montag, 5. März 2012

Die Schamanen und ihre ADS-Welt

Aktuell bin ich 3 Bücher zum Thema Schamanen/Medizinmänner am lesen.

Es gibt immer wieder Gerüchte, dass die "alten" Völker ADSler gewesen wären. Die dann mit der neuen Zeit nicht wirklich zurecht kamen.

Galsan Tschinag von den Tuwa beschreibt sich selber als intelligent, sich für sein Volk verantwortlich fühlend, mit Gefühl fürs schamanen, sich gerne mal beleidigt fühlen und als vergesslich bezüglich seiner Habseligkeiten. Im ganzen Buch der zornigen Winde antwortet er Frau Schenk auf ihre vielen Fragen und erzählt über sich und sein Volk. Ein Nomadenvolk in der Mongolei. Er sagt auch, dass gewisse Leute dort die "Schamanen-Krankheit" hätten. Also anders waren als die anderen.

Die Inder würden anscheinend die Träumer-ADSler als spezielle Menschen akzeptieren, die Indianer haben auch ADSler als Schamanen beschrieben und weitere Berichte, die ich gelesen habe deuten darauf hin, dass die alten Völker durchaus ihre ADSler hatten, bzw. sehr ADS-nahe Verhaltensweisen hatten/haben.
Wer weiss was die Schlüsselwörter sind, der wird sie problemlos herauslesen.
Was dann auch erklärt, warum viele aus diesen Völkern zu Alkoholismus neigen, Mühe haben sich der Moderne anzupassen und in uns, beim Lesen ihrer Berichte, wehmütige Gefühle wecken.

So, dass man sich schon fragen muss, ob ADS wirklich eine Krankheit ist (obwohl Galsan Tschinag es auch so anspricht). Und ob die Hypersensibilität, die ADSler auszeichnet, bei diesen Völkern nicht in gleichem Masse vorhanden ist.

Da aber all diese Völker schwer mit dem Ueberleben kämpfen und Schamanen in der heutigen Zeit nicht mehr so gefragt sind, tun wir wohl gut daran uns der neuen Zeit anzupassen. Aber ich denke, ich werde mal einen Besuch in so einem Land machen. Mich mit eigenen Augen überzeugen. Denn nachplappern kann jeder.. und Bücher interpretieren ist heikel.

Nachtrag vom 30.3.2012
Ich habe mich mit jemandem unterhalten, der bei Naturvölkern gelebt hat.
Die Antwort ist nicht so einfach. Jedenfalls ist der Person aufgefallen, dass es bei einem dieser Völker einen ADSler gab, einen Hyperaktiven. Aber auch, dass eine nonverbale Kommunikation stattfand, die eher auf Träumer-ADS hindeutet. Im Allgemeinen sind ihr die Naturvölker als sehr ruhig aufgefallen, als in sich ruhend, als "lernresistent", nicht bereit sich anzupassen, sogar unfähig sich anzupassen. Auch in Adopivfamilien immer noch zu sein wie die Grundfamilie. Auch als nicht besonders kreativ!
Stellen wir uns vor, man muss jahrelang in der Wüste/Steppe/Prairie leben, abgeschnitten von jeder Zivilisation, in kleinen Gruppen mit wenig Vieh oder von der Jagd, dann sind diese Fähigkeiten von grossem Vorteil.

Stelle ich mir vor, ich müsste so leben, dann würde ich wohl durchdrehen.
Jedenfalls meinte meine Informantin, dass auch bei den Naturvölkern ein gewisser Prozentsatz an ADS vorkommt und es gut möglich sei, dass diese dann die Schamanen stellen.

Sonntag, 4. März 2012

Dr. Russell Barkley und seine ADS-Welt

Dr. Russell Barkley
Hier ist seine Webseite, von Google auf Deutsch übersetzt.
Sein Buch für Erwachsene
Dr. Barkley wird von vielen Diagnostikern, Therapeuten und Betroffenen geschätzt.
Leider hält er meiner Meinung nach ADSler für krank.
OK, für die Krankenkassen sind sie das auch, wenn auch erst oft durch ihre Begleiterkrankungen.

Ich möchte hier auf 3 seiner Punkte eingehen. Allerdings kann es sein, dass ich einiges falsch verstanden habe oder falsch aufgefasst. Auch habe ich natürlich meine eigene (ADS-geprägte) Sicht der Dinge.

Intentions-Defizit
Dr. Barkley hält das ADS nicht für ein Aufmerksamkeits-Defizit, sondern für ein Defizit im zeitlichen Sehen, im Sinne der Absicht.
Seiner Meinung nach kann der ADSler nur in der Gegenwart leben, sieht also nicht wirklich, was morgen oder in einem Jahr für ihn wichtig wäre. Er kann also schlecht vorausplanen, hat deshalb auch keine Motivation dazu.
Wenn jedoch das Ereignis direkt vor seiner Nase steht, dann aktiviert der ADSler alle seine Fähigkeiten (oder eben auch nicht nicht so gut ausgebildeten Fähigkeiten) und versucht mit dem Ereignis klar zu kommen.
Ich persönlich habe das zur hohen Kunst erhoben, wie viele andere Trouble-Shooter auch.
Egal wo ich bin, ich glänze vor allem durch spontane Reaktionen, Hilfen, durch Kaltblütigkeit wo andere durchdrehen.
Deshalb bin ich nicht ganz Barkley's Meinung, dass wir "schwer krank" sind. Aber wir haben ein ganz starkes Defizit.
Wir sind "Kurzsichtig".
Aber wir dürfen nie vergessen, dass wir kompensieren können. So wie Kurzsichtige oder Blinde andere Körperteile aktivieren können, besser hören, riechen - so kann ein ADSler gewisse Dinge besser als nicht betroffene Menschen, lineare Menschen. Ich würde von mir behaupten, dass ich vieles besser kann als andere. Und das ganz klar, wegen meinem ADS!!! Denn sonst würde ich gemütlich meine Abende vor dem Fernseher verbringen und von irgendwelchen Ferien träumen und nicht voller innerer Unruhe den Abend vor dem PC verbringen und meine Reisen/Pläne auch durchziehen. Habe ich euch schon gesagt, dass ich in über 55 Ländern war? u.s.w.

Verbindung Wissen - Aktion (Motivations-Defizit)
 Das ist interessant. Jahrelang habe ich versucht Wissen und Können zu erwerben. Ich dachte, wenn ich das und das kann, dann werden mich die Menschen lieben. Leider taten sie das nicht. (Erst als ich lernte zu lachen und mal einen Witz zu machen und das Leben etwas von der leichteren Seite nahm).
Dr. Barkley erklärt, dass das "Wissen" im hinteren Teil des Gehirns angesiedelt ist, während die Handlung im vorderen Hirnlappen (ADS-Problematik) wohnt. So ist es mir oft unmöglich spontan mein Wissen abzurufen, es einzusetzen. Was dann negative Reaktionen meines Gegenübers hervorruft.
Am besten kann ich noch "instinktiv" etwas richtig machen.
Jemand (Rossi oder Winkler) sagte, dass ein ADSler nicht lernen kann. Also wohl nicht aus Fehlern lernen kann.
Ich habe mal einen IQ-Test gemacht und war recht gut. Hatte allerdings eine Aufgabe überhaupt nicht verstanden. Habe mir danach diese Aufgabe erklären lassen und den Test noch einmal gemacht. Jetzt war ich bedeutend schlechter!
Was hiess, dass ich instinktiv und spontan das erste Mal besser abgeschnitten hatte, auch wenn ich damals ca. 1/5 des Tests "raten" musste.

Hyperfokus 
Dr. Barkley sagt auch, dass man keinen Hyperfokus hat, sondern einfach nicht/schlecht aufhören könne.
Hm.. ja, da hat er wohl recht. Wenn man das dann noch mit dem Zeitdruck in Verbindung bringt, dann versteht man, warum ich oft spät abends eine Arbeit beginne und erst frühmorgens mich davon losreissen kann. Ich bin also nicht faul (wie man uns ADSlern immer vorwirft) sondern muss darauf achtgeben, wann und unter welchen Umständen ich eine Arbeit erledige. Fruchtbar wird das Leben erst dann, wenn eine ADSler frei ist sich das Leben so einzuteilen, dass er von seinen Fähigkeiten profitieren kann und sich nicht damit abmüht ein Normalleben zu führen.
Oder er lernt ein Normalleben führen, indem er lernt aufzuhören, bzw. gezielt sein Können einzusetzen.