Freitag, 21. Dezember 2012

Der ADSler im Krankenhaus


Ich. Also ich im Krankenhaus.
Anlass: Eine Meniskusoperation am Knie.
Wie kommst es dazu? Nun, das kann jedem mal passieren. In meiner Familie war halt auch ADS und so stand ich, kaum gehfähig, auf den Skiern. Und die Skischuhe und Sicherheitsbindungen damals – nicht das Gelbe vom Ei. Also endeten alle Skiferien mit Verstauchungen vom Sprunggelenk oder Kniegelenk. Später Novelty Seeking. Also Klettern, schnelles Skifahren, Langlauf, Hochtouren, in Steinbrüchen rumklettern und Wassersport.

Meines Wissens sind die meisten ADSler bei stabiler Gesundheit, ausser einigen Kindern, die zu Knochenbrüchen neigen. Tat ich nicht, ich bin hypermobil, kann also mich bücken und mit durchgestreckten Knien die Fingerspitzen fast bis auf die nächsttiefere Treppenstufe legen.
OK, einige Zehen haben meiner nicht vorhandenen Aufmerksamkeit nicht standgehalten – auch das ist wohl ADS-typisch.
Stürze also jede Menge, immer blaue Flecken, aber es geht meist problemlos ab.

Nun hat es mich also eingeholt, der erste richtige Klinikaufenthalt, ausser der Geburt. Ich hatte panische Angst vor einer Narkose. Aber der Anästhesist klärte mich lieb auf. Nur bei Operationen im Bauchbereich könne es vorkommen, dass der Patient „erwache“ und Schmerzen verspüre, das merke man aber am erhöhten Herzschlag und weiteren Veränderungen.
Ich wählte trotzdem eine spinale Betäubung. Da spürt man keine Schmerzen, merkt aber wie am Bein gedrückt und gezogen wird.

Habe brav alles vorbereitet. Nun, fast *seufz. Der Laptop, den ich mir zurechtgemacht habe, hat keine W-Lan-Tauglichkeit und hier gibts kein Kabel. Grrrrr. Leider kam mir das 10 Minuten vor Abfahrt in den Sinn, sonst hätte ich es noch installieren können.

Aber so kommt ihr in den Genuss dieses Berichtes, taufrisch 2 Stunden nach der OP geschrieben.

Mein Hausarzt hat EKG und Blutwerte gemacht und eingeschickt. Ich trete am Vortag ein.

Musste meine Personalien beim Operateur deponieren. Musste meine Personalien verifizieren in einem Brief, den man mir nach Hause geschickt hat.
Nun ja, hier stimmten dann ca. 50% meiner Personalien *lach, was ich mal als 1. Panne werte.

2. Panne: werde zum EKG geschickt. Ich protestiere und gebe auch gleich die Kopie meiner Blutwerte ab, die ich vorsichtshalber mitgenommen habe. Habe nämlich damit gerechnet, dass die das nicht à jour haben.
3. Panne. Und wirklich, 2 Minuten später stand eine Dame da und wollte mir Blut nehmen.

Nach mehrmaligem Fragen nach einem Wasserglas wanderte ich dann ins Office und organisierte mir eins.

Dann kam der Stationsarzt und befragte mich nach Medikamenten. Ich nehme ein Medikament, welches normalerweise von Diabetikern eingenommen wird, ab da stand in meiner Diagnose: „Diabetiker“ und man begann mir alle paar Stunden in den Finger zu piksen. Ich musste mich mind. 3x wehren bis jetzt, ob sies jetzt endlich in den Akten haben? 4. Panne
Fazit: Bitte mitdenken!!!

Die Mädels hier sind zwar alle äusserst nett und hübsch, aber wenn der Patient nicht mitdenken kann wirds schwierig.
Bin hier in einem 4-er Zimmer und bekomme alles um mich herum mit. Es juckt mich heftig in den Fingern *tief seufz. Würde mich aber äusserst unbeliebt machen, wenn ich Verbesserungsvorschläge starten würde.

Sie liefern auch selten was verlangt wird. Nicht, dass ich was verlangen würde, aber wenn ich gefragt werde was ich trinken möchte, dann erwarte ich schon, dass ich das in genau dieser -Form dann auch bekomme, hm... Treffer-Quote liegt bei 20% *seufz.

Nachdem hier die Ueberwachungsmaschinen ticken und Geräte blubbern und ich den Verdacht hatte, die anderen Damen würden schnarchen, bat ich um eine Schlaftablette.

Ich bekam eine, Temesta, hat aber nicht gewirkt (soll bei ADS oft so sein, dass Narkose und Schmerz- oder Schlafmittel nicht wirken). Die Mädels waren dann aber so lieb mich in das Badezimmer zu fahren – nicht sehr heimelig, aber endlich Ruhe!!!! Merkt euch das, diese Möglichkeit gibt es in den meisten Stationen. Hatte zwar mein Handy mit White-Noise-Musik mitgenommen, aber der Krach und das hin und her im Zimmer war wirklich zu mühsam. Viele ADS-ler sind auch hypersensibel.

Ausserdem war ich total nervös. Ich hasse ja nichts mehr als warten. Und da ich meinen Laptop, mit dem Onlinespiel, auf das ich gerade meinen Hyperfokus gerichtet hatte, nicht benutzen konnte, war ich nervös und unfähig zur Ruhe zu kommen. Die Schlaftablette war jedenfalls wirkungslos.
Tipp: Sagt eher zu viel, als zu wenig. So bekommt ihr eine stärkere Pille.

Die Operation verlief problemlos und ausgesprochen nett. Der Anästhesist war sensibel und aufmerksam und bekommt ein 1A.
Die anderen waren auch perfekt.
Der Operateur liess mich auf dem Monitor zugucken und machte seine Arbeit gekonnt, speditiv und sicher. Ich denke, besser kann man es nicht machen. Auch 1A.

Wieder zurück im Zimmer liess dann die innere Anspannung nach und ich konnte endlich mal schlafen nach Wochen der Angespanntheit.

Wichtig: Schmerzmittel soll man nehmen, bevor die Schmerzen einfahren. Liess mir also sofort den Tropf anhängen, sobald ich das kleinste Picksen verspürte. So bleibt mein Knie schön ruhig und macht keine Sparglementen. Später werde ich dann die Schmerzmedikation frühzeitig abstellen, denn ich bin nicht schmerzempfindlich. Nur die Tablette fürs Abschwellen nehme ich so lange wie vorgeschrieben.

Auf jeden Fall, das ist der beste Weg mit Schmerzen umzugehen. Auch bei Mensschmerzen. Da reicht am Vortag ein entspannender Tee. Verpasst man das, und der Schmerz ist schon voll eingefahren, brauchts dann wirklich eine richtige Tablette.

So, 12 Uhr, das Essen wird kommen. Die Füsse erwachen langsam. Gehstöcke wurden gebracht und am Nachmittag darf ich dann erstmals aufstehen. Morgen heim.

Nachtrag: Bin wieder zuhause, 3. Tag nach OP.
Allles geht bestens, Knie spannt etwas, tut aber nicht weh, tat eigentlich nie weh.
Ich mache brav meine Turnübungen, nehme meine Tabletten und gehe längere Strecken an den Krücken.
Bis die Gelenkschmiere wieder aufgebaut ist soll ich 2 Wochen schonen.

Vorbereitungen


Ich habs mal wieder gesehen. Die Vorbereitungen fürs Krankenhaus waren nicht perfekt.

  1. Liste anfertigen, mit dem was euch im Vorfeld durch den Kopf geht. (Notizblöcke liegen vorzugsweise auf Nachttisch, neben der Tastatur, in der Küche oder benutzt das Smartphone).
  2. 1 Woche vorher oder wenns euch in die Hände gerät, häufelt an, vorzugsweise neben dem Bett.
  3. Kleider sollten gewaschen sein, also einige Tage vorher mal die Waschmaschine anwerfen.
  4. Koffer oder Reisetasche bereitlegen, aber nicht füllen!
  5. Am Vortag nochmals in Ruhe die Reise oder den Krankenhausaufenthalt im Geiste durchgehen.
  6. Papiere?
  7. Röntgenbilder?
  8. Technische Geräte und ihre Stromkabel? Ev. Anruf bez. W-Lan
  9. Bücher, Heftli/Magazine, kann mans im Bett lesen? Brille?
  10. Passwörter fürs Webmail, Facebook?
  11. Medikamente
  12. Grosszügige Hausschuhe, zur Not auch mit Verband zu tragen
  13. Warme Bettjacke
  14. 2 Kissen (die gabs früher in den Krankenhäusern, aber scheinen inzwischen Mangelware zu sein) und 1 grosses Frotteetuch, kann gefaltet als Kissenersatz dienen, auch als Schlafwurst.
  15. Räumt den dicken Geldbeutel aus, es reicht das Nötigste und ein Trinkgeld für die Station. Ev. Telefonkarte kaufen am Haupteingang. Schmuck zuhause lassen.
  16. Wer was neu kauft vorher benützen, testen einrichten! Wer was leiht ebenfalls.(Bis ich herausgefunden hatte wie ich bei meinem Hybridhandy bei Passwörtern Zahlen einfügen konnte... *seufz

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Der amtliche Brief

Hier möchte ich euch mal aufzeichnen, wie das so geht bei mir, bis ein amtlicher Brief seinen Weg zum Empfänger gefunden hat. Normale Briefe schaffen das innert 5 Tagen.

1. Tag - Brief trifft ein und wird geöffnet und überflogen: aua, amtlich, die wollen was von mir! Was? Ah, da muss ich eine Zeitabrechnung machen, und jemanden fragen wegen der Termine.

Monate später, die Person ist wieder in der Schweiz: Ich zeige den Brief und die Person nimmt ihn gnädigerweise und wandert damit zur Gemeinde (hä? warum denn das?)

Nächster Tag: Der Brief ist wieder bei mir, ich müsse den selber ausfüllen.

Der Brief kommt zum Unerledigten.

Wochen später kommt ein eingeschriebener Brief: Man bittet mich den amtlichen Brief auszufüllen und einzusenden.

Hektische Suche im Unerledigten und siehe da, der amtliche Brief wird prompt gefunden und erstmals richtig gelesen.

Huch, ich muss ja die Termine und Stunden ausrechnen. Also wieder die betroffene Person geholt und ihr Terminkalender in die Hand gedrückt. Gebeten einzutragen wann sie gearbeitet hat.

Am nächsten Tag: So einfach wars! Habe jetzt die Termine, muss die nun noch mit der jeweiligen Stundenzahl und dem Stundenlohn multiplizieren und schon habe ich die Endsumme - und oh Wunder, das Amt will nur diese eine Zahl!!!

Der Brief wird also ausgefüllt und unterschrieben.

1 Woche später. Ich sichte den Brief im Unerledigten und seufze.

1 Woche später. Der Brief liegt immer noch da.

1 Woche später. Ich hole ein Couvert und schreibe die Adresse drauf und klebe ihn zu.

1 Woche später. Das Couvert liegt immer noch da, ich klebe eine Marke drauf.

1 Woche später. Das Couvert wandert in meine Handtasche.

Nächster Tag. Das Couvert kommt aus der Handtasche auf den Küchentisch am Arbeitsort.

Abend: Es wird wieder in die Handtasche gepackt.

Nächster Tag. Das Couvert kommt aus der Handtasche auf den Autositz.

Da liegt es jetzt noch.. ich bin zuversichtlich, dass es morgen in den Briefkasten kommt, denn mein Mann kommt morgen mit ins Auto und der setzt sich dann auf den Brief. Das wird ihm, nämlich dem Brief, nicht gut tun, ausserdem wird er ihn runterwerfen und mit den nassen Stiefeln darauf  treten, aber danach wird er die Sache, nämlich das Couvert, in die Hand nehmen und endlich.. endlich kommt der Brief in den Briefkasten und das liebe Amt hat seine Antwort vor Ende Jahr!  Juheee!!!