Dienstag, 27. November 2012

Die Prinzessin

Hinfallen

Aufstehen

Krone geraderücken

Weitergehen

 

Ja, das Selbstvertrauen war immer mein Problem. Wenn man so alt wird wie ich, bis man das ADS entdeckt, dann hat das Selbstvertrauen schon einen massiven Knacks erhalten.

Meine Mutter schickte mich ins Ballett (hey, das schreibt sich mit 2 ll und 2 tt!) damit ich nicht wie ein Bauer gehe.

Aber trotzdem.. es hat nichts genützt, weil ich innerlich ja völlig geknickt war.
Dann habe ich jahrelang an mir herumgedocktert um herauszufinden warum ich so anders war.
Eine dieser Uebungen war dann das Buch von Samy Molcho: Körpersprache

Da stand: Man solle sich wie eine Prinzessin fühlen, eine Marionettenprinzessin! Oben am Kopf der Faden und alle Extremitäten auch hängend an der Schnur.
Also man geht.. hängend von oben! und die Arme und Beine schwingen dann elegant am Körper.
Ich wurde gleich einige cm grösser. Und ging endlich einmal einigermassen elegant.

Irgendwie hatte dieses andere Gehen dann auch Auswirkungen auf meinen geistigen Zustand. Ich fühlte mich nämlich besser, schöner und sicherer.

Ich finde, es ist die ideale Einstiegsübung im Selbstvertrauen finden lernen. Sogar heute noch muss ich hie und wieder innehalten und mich in "Prinzessinnenstatus" denken. Auch ideal um sein Charisma aufzupolieren. Und wir ADSler haben ja kein Problem damit überheblich zu werden - die Realität holt uns leider schnell genug wieder ein.. hinfallen, aufstehen, Krone geraderücken, weitergehen!!!

Dienstag, 20. November 2012

Senioren mit ADS

Jeder redet nur von den Kindern....

Ich rede aber mal von den Senioren. Erstens bin ich selber schon bald in dem Alter und zweitens hat mein Vater ADS und sein Vater hatte es auch.

Mein Grossvater war ein cholerischer Mann, drohte schnell mit: "wotsch eis uf dä Ranzä?" (Willst du Schläge?) und war mager und immer aktiv. Wir hatten eigentlich Angst vor ihm und nannten ihn nur den Ranzäätti.

Er war aber auch kreativ und machte schöne Salontische aus Einlegearbeiten von Fliesenstücken in Beton. Sogar Wandbilder, die tadellos waren. Und ich bin da heikel.

Seine Frauen waren:
Die erste habe ich nicht mehr gekannt, sie starb als mein Vater in der Rekrutenschule war. Die 14-jährige Schwester wurde daraufhin verknurrt dazu den Männern den Haushalt zu machen. Sie sei eine liebe Frau gewesen, meint meine Tante.
Die zweite war nur ein Jahr mit ihm verheiratet, sie hat ihn finanziell ausgenommen.
Die dritte war wieder eine ganz liebe Frau. Sie war mir eine geliebte Grossmutter. Vermutlich hat sie ihn strukturiert und im Zaum gehalten, soweit es ihr möglich war.

Mein Vater ist eher der ruhige, strukturierte Mensch, wie ich auch. Er hat sich im Leben enorm zusammengerissen und man würde jetzt sagen, er hat sein ADS "ausgewachsen".
Das Zusammenreissen hat aber auch seine Nachteile gehabt, nämlich die Komorbitäten.
Bei ihm wars so, dass er zwar keine psychosomatischen Krankheiten bekam, aber er neigte zum Trinken. Zum Glück hat er nach dem Tod meiner Mutter schnell wieder eine Frau gefunden, die ihn strukturiert hat und ihm das Trinken wieder abgewöhnt hat.

Er hat sich selber so stark strukturiert, dass er Schmerzen nicht wahrgenommen hat. So fuhr er mit einem gebrochenen Hüftgelenk noch 25 km Fahrrad (Rennrad, mit eingespanntem Schuh). Oder er ging nach einem Sturz nach dem Skifahren zum Arzt, der meinte, das könne nichts sein, so wie er noch aufrecht gehe. Später sah man dann den gebrochenen Rückenwirbel. Mein Vater fuhr Ski "wie eine Sau". Er hat sich da auch als junger Mann schon einmal die Hüfte gebrochen. Ich denke, er war oft auf der Suche nach dem "Kick" oder kannte wie ich auch keine Angst.
Dann ist er auch enorm kreativ. Werkelt immer in der Werkstatt, die er sehr strukturiert aufräumt.
Aber auch beim arbeiten achtet er nicht auf seine Schmerzen oder Grenzen. Er hat sich mal einen Finger an einer Bohrmaschine ausgerissen und seine Hände sind ein einziges Schlachtfeld. (Ich gucke beim Durchlesen auf meine eigenen Finger und seufze).

Ein charismatischer Mann, der auf Kinder immer sehr anziehend gewirkt hat, aber wir, die eigenen Kinder sahen wenig von ihm. Ich habe einmal von ihm einen Brief bekommen, als ich auf Weltreise war, und das war wohl der erste tiefere Blick in seine Seele.

Dann andere Senioren mit ADS.
Seit ich meinen Blick etwas geschäft habe zum Thema merke ich öfters, dass jemand ADS hat. Oft zeichnen sich diese Menschen durch lautes Schwallreden aus. Sie sind immer hilfsbereit, aber wegen dem Schwallreden hat man sie doch lieber etwas auf Distanz.
Diese Menschen sind, falls Männer, oft mit sehr lieben Frauen gesegnet, die sie strukturieren. Ich habe wenig Komorbitäten beobachtet.
Die Frauen dagegen sind oft psychisch labil, haben meist den Partner verloren und neigen stark zu Komorbitäten. Falls sie hyperaktiv waren sind sie meist sehr mager gewesen in der Jugendzeit, was sich im Alter mit Knochenproblemen wie Osteoporose zeigt. Diese Frauen leben oft extrem strukturiert mit peinlichst aufgeräumten Wohnungen.
Auch Muskelrheuma konnte ich öfters beobachten.
Falls sie Uebergewicht hatten war es meist schweres Uebergewicht. Da merkte man auch, dass diese Frauen auch sonst einen opulenten Lebensstil zeigten. Sie haben nicht einen Gegenstand, nein sie haben jegliche Gegenstände, die sie ergattern können. Also nicht eine Vase für Rosen sondern mind. 20 in allen Formen und Grössen.
Was natürlich schnell zu einem chaotischen Lebensstil führt.

Beide Sorten lassen einem aber nie zu Wort kommen, sie sind jeglichen Verbesserungsvorschlägen gegenüber verschlossen. Schliesslich haben sie schon ein ganzes Leben lang mit sich und ihren Problemen gekämpft und haben absolut keine Neigung dazu im Alter sich das Leben mit einem so schnöden Ding wie einer Tablette leichter zu machen.

Aber gerade ein Ritalin würde gut tun. Endlich entspannen! Endlich loslassen können! Endlich freie Kapazität haben!
Gerade diese Menschen sind äusserst skeptisch Medikamenten gegenüber. Und dabei würde ihnen das mph ja nicht mehr schaden. Wachstumsprobleme wären sicherlich nicht zu befürchten *lach.

Zusätzlich habe ich auch eine spezielle Affinität zu bestimmten Aerzten beobachtet. ADS-Senioren haben immer einen Lieblingsarzt. Sie trauen nicht jedem. Das ist auch bei jüngeren ADS-lern typisch, sie brauchen den speziellen Bezug zu einem "Helfer", ob Arzt oder Therapeut. Und damit meine ich nicht das übliche: Ich kann dir diesen Arzt empfehlen, sondern sie schwärmen immer gleich in höchsten Tönen und lautstark!

Ob mph helfen würde bei Senioren? Ja, ich denke, es ist nie zu spät. Besonders gegenüber der Familie wäre es hilfreich und warum nicht auch sich selbst gegenüber? Man hat schliesslich lange genug sich abgestrampelt und darf, auch nach Beenden des Beruflebens, mal nicht nur mit einem Gläschen Wein oder einer Praline entspannen, sondern auch mit einem Medikament! (Ich habe keine Aktien bei den Pharmafirmen ;-)).

Sonntag, 18. November 2012

Containment - Gefühle denken

http://www.medizin-im-text.de/blog/2011/114/containment-wie-die-mutter-fuer-das-baby-denkt/

Ich bin immer noch auf der Suche nach mir und meinen Gefühlen. Dabei wurde mir das Wort containtment bekanntgemacht.
Ich habe mich ja auch mit der narzisstischen Störung beschäftigt. Es wurde mir bestätigt, dass es viele ADSler gäbe, die Probleme in dieser Richtung hätten.
Wenn man nun genauer hinschaut, dann sieht man (ADS- oder narzisstische) Eltern, die selber Mühe mit Gefühlen/Emotionen haben und damit sie ihren Babies/Kindern zu vermitteln.
Und wenn man nun das ADS dazurechnet welches die Kinder haben, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Gefühlswelt dieser Menschen zusätzlich chaotisch ist. Auf jeden Fall nicht normgemäss.

Ich werde mich weiter mit dem Thema beschäftigen und euch entsprechend informieren.


Samstag, 17. November 2012

Spielsucht - Nervosität - Begeisterung

Immer wieder lese ich von Jugendlichen mit Spielsucht und wie das bei ADS ein Problem ist.

Gerade hat es mich wieder einmal gepackt. ABER......
Wenn ich bei mir persönlich genau hinschaue, dann war das schon mal da, aber in anderen Themen.

Das erste Mal als ich auf meiner ersten grossen Reise war.
Ich war so absorbiert, dass ich Essen und Trinken vergass. Hatte damals ca. 5 kg abgenommen, weil ich so "innerlich vibriert" habe. Ich weiss nicht genau, wie das besser beschreiben. Ev. Nerven, Hyperfokus, Absorbiertheit?

Das zweite Mal als ich mein erstes Haus gekauft habe. Eine alte Ferme im Jura. 2 Wochen lang habe ich kaum geschlafen, wieder 2 kg abgenommen, war nur am "Drehen". Habe geplant, Nächte lang am Haus "gebaut"!
Als ich dann dort war und wirklich gebaut - bzw. zuerst abgebrochen - habe, war es dann oft nur noch mühsam und Knochenarbeit. Aber die Begeisterung vorher!!! So toll!

Das dritte Mal war als ich einen Strickmaschinenkurs besuchte. Die Nächte nach den Kursbesuchen waren so nervös, dass ich nur ritsch-ratsch machte und keinen Schlaf fand.

Und dann wars vermutlich auch bei der Liebe zu meinem jetzigen Mann - das erste Jahr war ich in einem Dauer"vibrieren".

Und jetzt - ich spiele neu ein Computer-Spiel ("Dorfleben" bei Facebook - also nicht ein Spiel, welches auf Zeit geht, sondern nur einfach spannend ist und etwas Organisation/Struktur braucht), welches mich irgendwie völlig nervös macht. Kann seit mind. 2 Wochen wieder nur sehr schlecht schlafen. Normalerweise schaffe ich es auf 7-8 Stunden, jetzt höchstens 5-6 Stunden. Mal am WE etwas länger, weil ich erst am Morgen genügend entspannt bin, dass ich noch eine Runde weiterschlafen kann.

Was ich genau damit sagen will? Spielsucht ist nicht gleich Spielsucht und Hyperfokus wieder was anderes. Hyperfokus kenne ich, da habe ich immer mal wieder welche und die können auch über mehrere Jahre anhalten. Spiele mache ich immer gerne, ob Puzzle oder Patience oder was anderes. Aber diese Absorbiertheit ist was Spezielles. Dieses innere Vibrieren kenne ich eigentlich so von anderen nicht. Ich habs aber immer sehr genossen, wenn ich denn mal drin war. Denn ansonsten empfinde ich das Leben als sehr langweilig, jedenfalls bis ich Internet hatte. Seit da gehts mir bedeutend besser.

Jedenfalls zeigt es einmal wieder auf, das man genau fragen soll wie jemand fühlt. Ist z.B. ein Kind gerade in so einem Erlebnis oder ist es wirklich "süchtig"? Oder hat es einfach einen Hyperfokus auf etwas. Ich denke, einige gezielte Fragen zeigen das genauer auf und man kann dann differenziert reagieren.
Sollte es so eine Nervosität sein wie bei mir, dann lasst doch den Leuten/Kindern die Freude. Es sind wirklich die tollen Erlebnisse im Leben, die, die schöne Erinnerungen bilden.