Freitag, 23. Dezember 2011

Die Therapie

Also eigentlich gabs keine Therapie.
Ich weiss, das habt ihr nicht erwartet. Jeder, der in die Fänge der Psychologen kommt bekommt doch eine Therapie verpasst. Aber meine Psychologin meinte, ich hätte mich selber schon so gut organisiert, dass ich keine Therapie nötig hätte.

Nun, ja.. ich selber hatte ja wirklich jede Menge Tipps und Tricks im Leben eingebaut. Und einige IQ-Punkte drangegeben um normal rüberzukommen. Leider hatte ich ein miserables Selbstbewusstsein und eine starke Tendenz mich auf andere Menschen einzustellen.

So hat mich jeder Mensch anders erlebt. Den einen gefiel ich, den anderen nicht. Und ich hatte keine Ahnung warum!

Anpassungsfähigkeit ist bei den meisten ADSlern eine wichtige Eigenschaft. Da sie jedoch oft etwas falsch wahrnehmen, wird es zur doppelten Falle.
Ich passte mich jemandem an, der gerade schlechte Laune hatte. Am nächsten Tag hatte er aber gute Laune. Und so war meine Art, auf diesen Menschen einzugehen, dann völlig deplatziert. Schon gab es Aerger. Ich verstand nicht, warum ich gestern mit einer bestimmten Handlung beim z.B. Chef Dank erntete und am nächsten Tag mit der gleichen Handlung Aerger.

Ich verstand nicht, warum ich überhaupt Aerger ernten konnte, weil ich es doch immer nur gut meinte.

Erst als ich dank mph und NF (Neurofeedback) etwas weniger emotional wurde und mein Selbstvertrauen stark aufgebaut hatte, verstand ich, dass ich einfach hinstehen sollte und mich selber sein. Erst jetzt konnte ich das!
Hier muss ich einen ganz grossen Dank an meinen jetzigen Mann aussprechen!
Er findet mich schön, toll, gescheit, lieb, nett und Alles könnend.
Das grösste Geschenk, welches man einem ADSler geben kann ist Lob.
Man sieht die negativen Seiten 10-fach verstärkt, und die positiven Seiten 10-fach vermindert.
Also braucht ein ADSler unendlich Mengen an Lob, um überhaupt fähig zu sein auch nur in Minimum an Selbstvertrauen aufzubauen.

Inzwischen kenne ich viele ADSler.
Viele erzählen, dass entspannende Uebungen (Meditation, Yoga, Feldenkrais) viel helfen.
Viele Junge (aber eben, mit Jungen kenne ich mich nicht wirklich aus) bekommen Ergotherapie, Verhaltenstherapie. Ich bekam einfach Aerger, wenn ich mich nicht richtig verhielt.

Nun kann man sagen, das ist auch ein Weg zum lernen, zur Verbesserung.
Es ist jedoch der denkbar schlechteste Weg!

Erstens führt er zu Komorbitäten (Begleiterkrankungen) und dann zu Narben/Wunden, die man fast nicht mehr wegbringt.

Aber einem ADSler beibringen warum er wie anders reagieren, handeln soll braucht viel Erklärung und Geduld und vor allem Verstehen!

Das Verstehen, warum ich mich falsch verhielt, war extrem erleichternd als ich die Diagnose bekam und mich begann ins Thema einzulesen.

Heute beobachte ich gerne andere ADSler, lese Bücher von ADSlern geschrieben, und lerne enorm viel!

Hier, was ich gestern gelernt habe: Hat Ihr Kind in der Schule Probleme, weil es gedemütigt und geschlagen wird, dann lasst es in einen Selbstverteidigungskurs gehen und es soll ruhig dem Angreifer in der Schule mal eins auf die Nase geben!
Natürlich nicht der Tipp für die ADSler, die sowieso in der Schule schon rumprügeln, sondern für die harmoniesüchtigen, zurückhaltenden, ungeliebten Schüler.


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