Freitag, 23. Dezember 2011

Die Diagnose und das Ritalin

 So, die Wäsche ist gefaltet... das Obst versorgt, der Kaffee getrunken.. weiter gehts...

Nachdem, ich kapiert hatte, dass ich ADSlerin bin habe ich mich um einen Arzttermin bemüht. Den habe ich 2 Monate später auch antreten können. Vorab schickte ich der Aerztin mal meinen Lebenslauf. Ich hatte inzwischen genügend gelernt, dass ich wusste was ADS-typisch war und was nicht. Heulend war ich am Computer gesessen und hatte immer mehr verstanden was damals abgelaufen ist. So wütend, traurig und aufgewühlt ich auch war, ich wollte mehr wissen, lesen, erfahren. Wollte verstehen was denn das ADS mit mir macht. Zu welchem Menschen mich das gemacht hat.

Realisierte endlich warum mir die Menschen so unterschiedlich begegneten. Und warum ich gewissen Dingen hilflos ausgeliefert war.

Und dann kam der erste Tag bei der Psychologin. Nach 15 Minuten sagte sie: Ja, Sie haben ADS. Und Sie sind hypersensibel. Aber ich muss für die Krankenkasse eine ausführliche Diagnose machen und das wird einige Stunden dauern.
Ich wollte Ritalin und sie nahm mir gleich Blut ab.Die Einstellung auf Ritalin dauert  ca. einem Monat und ist auch danach noch nicht in Stein gemeisselt.
Ich begann also mit 1/4 Tablette Ritalin für 3 Tage, dann 2x 1/4 und so.. alle 3 Tage haben wir gesteigert, bis ich auf ca. 50 mg Ritalin war. Wenn die Dosis nicht genügend stark war hatte ich Kopfweh, also zu Beginn fast dauernd. Dann durfte ich schneller erhöhen.

Als die 50 mg klar waren haben wir auf Concerta umgestellt. 18 mg, 27 mg und 36 mg bekam ich zum testen. Aktuell nehme ich 27 mg und das hält an von ca. 8 Uhr bis 15 Uhr bei mir.
30.5.2012 Nachtrag:
Für mich selber reicht das aber nicht und so bin ich am testen. Bis vor kurzem habe ich einfach ein weites Concerta genommen, aber man hat mir gesagt, das sei nicht gut, ich solle lieber mit unretardiertem Ritalin nachschieben. Wenn ich nichts nachnehme, dann fühle ich mich ca. 17:30 nicht gut, sondern völlig überlastet und überfordert. Mein Tag geht ja weiter.. der hört da noch lange nicht auf. Aber ich habe es getestet, mit einem Ritalin von 10 mg um 15 Uhr oder auch später geht es ganz gut. Lieber wäre mir eine elegantere Lösung. - Ich bleibe dran.
Wer am Morgen Mühe hat mit Aufstehen, der nimmt, gleich noch im Bett 1/2 Ritalin, um schnell wach zu werden und wer Mühe hat mit Einschlafen, der nimmt beim ins Bett gehen auch noch 1/4-1/2 Ritalin.

Nun werdet ihr erstaunt fragen was das denn soll? Ritalin ist des Teufels sagt ihr.. stellt Kinder ruhig sagt ihr.. ADS ist Modediagnose sagt ihr.. ihr? oder die Zeitung? hm???

Ritalin enthält mph (Metylphenidat). ADS wird oft als Diabetes des Gehirns bezeichnet. Wenn ihr Diabetes habt, dann nehmt ihr anstandslos Insulin. Oder macht Diät. Oder beides.

Wer ADS hat der hat ein Minus, also zu wenig an Dopamin, Serotinin und Noradrenalin. Mit mph kann man dieses Loch auffüllen. Wer Hyperaktiv ist, der wird versuchen sich durch Bewegung mehr Dopamin selber zu produzieren (wie übrigens auch bei Diabetes!!!). Wer Hypoaktiv ist, der wird versuchen sein Dopamin zu schonen (wie der Diabetiker, der Diät macht).
Wer Student ist und sein Dopamin in Prüfungen überstrapaziert kann auf die Idee kommen sich das künstlich zuzuführen. Ev. wäre eine Runde joggen ums Haus besser? Ev. merkt er, dass ihm das Ritalin gut tut und er ev. ADSler sein könnte?

Bei mir ists so, dass das mph im Hirn etwas Ruhe schafft.. ideal zum Einschlafen, ideal um im Alltag und Beruf  DA zu sein. Ich kann damit aktiv sein, Projekte gut umsetzen, bin wach, lebendig ohne überdreht zu sein, kann zügig an die Arbeit gehen und nicht nur, wenn ich im Hyperfokus bin.

Für mich persönlich ist mph eine Stütze, ein Korsett. Oder anders gesagt eine Brille um besser, schärfer zu sehen. Also ein Hilfsmittel.
Es lässt mich meine Fehler besser sehen, Lösungen besser sehen und erkennen. Und wenn ich die Hilfen/Lösungen/Tipps genügend lange bei mir angewendet habe, dann werden sie mir zur Gewohnheit. Und siehe.. schon funktioniere ich viel besser.
Ehrlich gesagt, es erleichtert enorm!!! Und diese Erleichterung merkt dann meine Umgebung. Ich bin lockerer, ruhiger, fröhlicher, netter, kurz gesagt: selbtbewusster.



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