Früher habe ich ja öfters gesagt, dass Menschen gar nicht so
viele Verhaltensweisen wie Krankheiten haben können. Und so sind die Muster,
mit denen man behandelt/ausgestossen wird von der Gesellschaft immer etwas
ähnlich.
Als ADSler fällt man schnell auf und was passiert? Die
Menschen zeigen mit dem Finger auf ihn, genau wie bei Aussätzigen oder bei
AIDS-Kranken.
Nun ist es aber auch so, dass sehr schnell
beurteilt wird nach bekannten Mustern. Ah, der sagt immer „ich“, also ist er
sicher ein Egoist. Dass dieser Mensch aber ein ADSler sein könnte, der sehr
genau auf der Suche nach seinen Problemen und seinem Innenleben ist, wird nicht
wahrgenommen. Dieser ADSler versucht dringend zu lernen wie er sich in die
Gesellschaft einordnen könnte ohne eben als Egoist gesehen zu werden.
Oder.. ein ADSler hat seinen Hyperfokus. Die Symptome sind, oberflächlich gesehen, für Aussenstehende wie Sucht und Fanatismus. Aber damit hat das gar nichts zu tun. Es wirkt nur so, als sei man süchtig oder fanatisch. Dabei hat man einfach ein bestimmtes Thema im Hyperfokus und konzentriert sich, weil man sich nur auf Eines konzentrieren kann, genau darauf. Und ist das Thema dann abgehakt, dann interessiert es nicht mehr die Bohne.
Nun kommen die Bekannten und sagen: Warum machst du das und das nicht mehr? Früher warst du doch komplett süchtig danach? Ich: Hä? Das ist doch Schnee von gestern, heute bin ich an einem ganz anderen Thema.
Ev. könnt ihr das so nachvollziehen: Ich hatte mal einen Hyperfokus auf Caramelljoghurt. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich seit dieser Zeit (ich war damals ca. 15) kein einziges mehr gegessen habe?
Mein Therapeut möchte ein Buch veröffentlichen. Er weiss
sehr viel, aber hat vor lauter Praktik es noch nicht geschafft auch zur Theorie
zu kommen. Schade.
Gerade davon könnten wir ADSler super profitieren, denn er
sieht das ADS so, wie es ist und nicht wie es scheint. Meiner Meinung nach
würde dieses Buch die ADS-Welt revolutionieren. Ich gebe es zu, ich bin gerade ein wenig euphorisch ;-)
Er ist auch ein Mensch, der bei Wörtern sehr genau hinhört
und die Bedeutung der einzelnen Wörter aufs Äusserte hinterfragt. Und siehe
da, wendet man das richtige Wort auf sich selber an, so kann man auf einmal
sehr gut mit etwas umgehen, womit man lange Jahre seine liebe Mühe hatte.
Ich soll nicht vorgreifen meint er, das Buch komme, und so
schreibe ich aktuell sehr wenig ins Blog. Bin ich jetzt egoistisch, wenn ich
das Buch endlich auf dem Tisch sehen und lesen möchte?? Oder ist es eben doch
anders.. wie so oft bei ADS, und ich bin gerade nicht egoistisch, weil ich es
mit anderen teilen möchte und auch andere daran teilhaben lassen möchte?
Oder würden nach Erscheinen dieses Buches auf einmal das
Gros der Therapeuten arbeitslos und ich bin bösartig, weil ich denen ihre
Existenzgrundlage entziehe?
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